konsortium.Netz.kultur

konsortium.Netz.kultur ist der Zusammenschluss der österreichischen Initiativen an der Schnittstelle von Kunst, Kultur und neuen Informations- und Kommunikationstechnologien.

e-Austria ist ohne ein kulturelles Rückrat undenkbar!

Pionierfunktion der Netzkultur

Angesichts der gesellschaftlichen Umbrüche und der rasanten Entwicklungen im Bereich der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien erfährt die Zusammenführung von sozialer, kultureller und technischer Kompetenz eine immer größere Bedeutung.

Initiativen der Netzkultur haben neben ihrer sozio-kulturellen Funktion (Public Access Internet-Providing, Vermittlung von Medienkompetenz, Content-Produktion) immer auch zur Bewusstseinsbildung in diesem Zusammenhang beigetragen.

Versäumnisse der Vergangenheit - versäumte Zukunft?

Es ist daher nicht zuletzt auf ihre konsequente Arbeit und die vielen Appelle an die Politik zurückzuführen, dass der ehemalige Kunststaatssekretär Peter Wittmann im letzten Interview seiner Amtszeit (FORMAT, 17. Jänner 2000) bei der Auflistung der kulturpolitischen Versäumnisse der letzten Jahre die fehlenden Maßnahmen im Bereich der österreichischen Netzkultur als besonders schwerwiegend bilanzierte.

Aus diesem Grunde erscheint es umso erstaunlicher, dass die kulturpolitische Wahrnehmung einer öffentlichen Verantwortung für die Verbindung von zeitgenössischer Kunst und Kultur mit neuen Medien im Regierungsprogramm von FPÖ und ÖVP nun erst recht zur Gänze fehlt.

Zuletzt sprach auch Ministerin Gehrer im Zusammenhang mit der neuen Technologieoffensive "e-Austria" der österreichischen Bundesregierung nur vom "Aufbau eines Infonetzes für Volkskultur in Österreich, samt Digitalisierung historischer Volksliedarchive". (Kurier, 15. April 2000).

Für zeitgenössische Kunst und Kultur

Vor diesem aktuellen Hintergrund zielt konsortium.Netz.kultur, die im März 2000 gegründete Interessenvertretung der österreichischen Netzkulturinitiativen, verstärkt auf die Förderung einer zeitgenössischen und zukunftsgewandten künstlerischen und kulturellen Auseinandersetzung in und mit digitalen Netzwerken sowie auf die kritische Analyse und breite Diskussion ihrer gesellschaftlichen Auswirkungen.

Dazu zählt:

* die Einrichtung und Förderung von Schnittstellen im Kunst und Kulturbereich, die allgemein freien, offenen und niedrigschwelligen Zugang zu Forschungs-, Produktions-, Vermittlungs- und Diskursplattformen mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien bieten.

* der Aufbau und die Vermittlung von Medienkompetenz im Sinne eines gemeinnützigen, selbstbestimmten und selbstorganisierten Umgangs mit neuen Informations- und Kommunikationstechnologien.

* die Schaffung von realen und virtuellen Öffentlichkeiten als neue Strukturmodelle zur Förderung von gemeinnützigen Inhalten und gesellschaftlicher Partizipation
die Bewahrung einer kulturellen Differenz abseits von kommerziellen Verwertungslogiken

Politische Verantwortung

Während die österreichische Bundesregierung mit populären Kampagnentitel wie "Österreich ans Netz" oder "e-Austria" politische Handlungsbereitschaft zu vermitteln versucht, sieht der für Technologieentwicklung zuständige Ressortverantwortliche ganz offensichtlich wenig Veranlassung, zur erforderlichen Grundsteinlegung für eine demokratische und sozial ausgewogene Informationsgesellschaft beizutragen. So erklärte Infrastrukturminister Schmid bereits kurz nach seinem Amstantritt, der "Internet-Markt werde sich von selbst entwickeln" (Wirtschaftsblatt, 10. März 2000).

konsortium.Netz.kultur fordert daher von Staatssekretär Morak, seine Aufgabe als politisches Sprachrohr von Kunst und Kultur gegenüber dem Infrastrukturministerium zu erfüllen und seinen Verantwortungsbereich vor der Gefahr einer solchen neoliberalen Zurückhaltung zu bewahren.

Digitales Kulturerbe von morgen

Denn analog zu den öffentlichen Anstrengungen bei der Errichtung eines Universitäts-, Schul- und Bildungsnetzes bedarf es auch eines Cultural Backbone im Internet. Eines elektronischen Rückgrats für Kunst und Kultur in Österreich, das ausreichende Bandbreite und uneingeschränkten Zugang zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zur Verfügung stellt.

Diese Verantwortung darf nicht der profitorientierten Mehrwertslogik eines freien Marktes übertragen werden!

Durch die Verbindung von Kunst, Kultur und neuen Medien erschließen Initiativen der Netzkultur die Zukunft der Kulturentwicklung dieses Landes und bereiten damit schon heute das digitale Kulturerbe von morgen. Eine Einschränkung in der Förderpolitik oder ein Rückzug in der kulturpolitischen Verantwortung würden daher einen noch unabschätzbaren gesellschaftlichen Schaden nach sich ziehen.

hosted by servus.at