konsortium.Netz.kultur

konsortium.Netz.kultur ist der Zusammenschluss der österreichischen Initiativen an der Schnittstelle von Kunst, Kultur und neuen Informations- und Kommunikationstechnologien.

e-kultur in ländlichen Regionen Österreichs

Ursula Maier-Rabler
aus:
L@nd. 29 Positionen zu Kunst und Kultur im Land Salzburg
Idee, Konzeption, Herausgeber: Salzburger Landeskulturbeirat - Fachbeirat
Kulturinitiativen Salzburg Land. Salzburg 2000.

Spätestens ab der zweiten Hälfte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist das Internet zu einem nicht ignorierbaren Phänomen in unserer Gesellschaft geworden. Das Internet so wie wir es heute kennen, ist eigentlich lediglich so etwas wie ein Low-tech-Prototyp dessen, was uns in den nächsten Jahren mit dem Ausbau der Infrastruktur für digitale Kommunikationsnetzwerke ins Haus stehen wird. Derzeit wird von der Telekommunikationsindustrie vor allem an Entwicklungen zur Erhöhung der Bandbreite dieser Netzwerke sowie an der Realisierung "drahtloser" Zugänge zum Netz der Netze gearbeitet. Und wer sich die astronomischen Summen vergegenwärtigt, die zum Beispiel jüngst in Deutschland bei der Versteigerung der begehrten UMTS Lizenzen erzielt wurden, der kann erahnen, wie wichtig diese Kommunikationstechnologien für die gegenwärtige und zukünftige Gesellschaft sein werden.

Diejenigen, die Zugang zu diesen Netzen haben, werden in Zukunft über größere ökonomische und soziale Freiheit verfügen, als diejenigen, denen der Zugang - aus welchen Gründen auch immer - verschlossen bleibt. Die Diskussion über die Chancenungleichheit der sogenannten "Information-Haves" und der "Information-Have-Nots" wird unter dem Begriff der "Digital Divide" sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik mit großem Pathos und wenigen sichtbaren Resultaten geführt. Die "Digital Divide" zeichnet nicht nur die Linien zwischen Nord und Süd, zwischen Arm und Reich, zwischen Männern und Frauen auf einer globalen Skala nach, sie zieht sich auch durch reiche Staaten, durch Unternehmen und Familien und zwischen Stadt und Land.

Technischer Zugang

Die Zugangsfrage zum Informations-Highway ist auf unterschiedlichen Ebenen zu diskutieren. Da ist zunächst der rein technisch-infrastrukturelle Zugang. Dieser stand und steht zumeist noch im Zentrum der meisten (wirtschafts-)politischen Konzepte. "Laßt uns den Datenhighway erst einmal bauen, die Nutzer kommen dann schon von selbst", könnte das Motto hinter diesen - von der Telekommunikationsindustrie favorisierten - Plänen sein. Daß dabei so manches Breitband-Infrastruktur-Projekt nach der Eröffnungs-Videokonferenz in einen Dornröschenschlaf verfiel, lag in vielen Fällen an der Ignorierung der Nutzer, der vielen tausenden privaten Haushalte, die in diesen, lediglich an den Bedü rfnissen der Telekommunikationsindustrie und diverser Großunternehmen orientierten Konzepten, nicht von Beginn an mitgedacht wurden. Was nützt die tollste Glasfaserverbindung in den Pongau, wenn für die privaten Haushalte lediglich langsame Anschlußverbindungen vorgesehen waren. Dieses Problem der "last mile", der Verbindung zwischen den breitbandigen Hauptsträngen mit dem PC zu Hause oder im Büro war gerade in Österreich lange Zeit ein diskriminierendes Merkmal zwischen städtischen Ballungsgebieten und ländlich-peripheren Regionen. Obwohl die Netzwerkbetreiber das Potential der individuellen Nutzer mittlerweile erkannt haben und auch in peripheren Regionen High-Speed-Anschlüsse anbieten (ISDN, ADSL etc.), hat der time-lag zwischen dem Netzwerkausbau zwischen Stadt und Land bereits zu unterschiedlichen Geschwindigkeiten geführt, die sich erst in einigen Jahren wieder ausgleichen lassen werden.

Die Politik hat von Anfang an die Bedeutung der Telekommunikationsinfrastruktur als Harmonisierungsfaktor für gesellschaftliche Ungleichheiten verkannt und die Geschwindigkeit, die Richtung und das Design des Netzwerkausbaus der Telekommunikationsindustrie überlassen, die sich natürlich an den Bedürfnissen der Ballungsräume und an jenen der Großindustrie orientierte (vgl. Mansell, 1993). Das hat dazu geführt, daß eine Technologie, die an und für sich raum- und distanzegalisierende Tendenzen besitzt, zum Zeitpunkt ihrer Einführung die "Digital Divide" zwischen Stadt und Land eher verstärkt denn verringert hat.

Diese Erkenntnis, sowie die Fortschritte im Bereich breitbandiger, mobiler Kommunikation, werden in den nächsten Jahren zum Abbau dieser räumlichen Ungleichheiten im Zugang zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien beitragen. Dennoch: wertvolle Zeit ist bereits vertan worden.

Telekommunikationskosten

Die zweite Dimension des Zuganges zur Informationsinfrastruktur ist der Kostenfaktor. Neben der Tatsache, daß Österreich nach wie vor zu den teuersten Ländern im Hinblick auf Telekommunikationskosten zählt, gab es diesbezüglich innerhalb Österreichs immer eine Benachteiligung der ländlichen Regionen gegenü ber städtischen Ballungsräumen. Telefonieren war bis vor nicht allzu langer Zeit Luxus und alleine die Vorstellung von stundenlangem Surfen im Netz ruft bei vielen Menschen Assoziationen mit astronomisch hohen Telefonrechnungen hervor. Der Handy-Boom in Österreich ist nicht zuletzt auf die bis dahin vorherrschenden großen Tarifunterschiede zwischen Stadt und Land zurückzuführen. Diese "mentale Barriere" gegenüber den Telefonkosten ist auf die noch relativ junge Geschichte der Telekommunikationsliberalisierung und auch auf die - im Gegensatz zu den USA zum Beispiel - schleppende Senkung der Tarife sowie schlechte Transparenz für die Konsumenten zurückzuführen.

In den USA gibt es seit der Zerschlagung des AT&T-Monopols im Jahre 1984 zeitunabhängige "Flat-Rates" für lokale Telefongespräche, und somit auch für den Internet-Zugang. Für ca. 10 Dollar pro Monat können unbegrenzt viele Telefonate oder Internet-Sitzungen durchgeführt werden. Daß ein Telefongespräch um so mehr kostet, je länger es dauert, ist für Amerikaner unvorstellbar. Es wird am Telefon gemeinsam gekocht, Hausaufgaben gemacht, ein Buch vorgelesen oder die Installation eines Computerprogramms Schritt für Schritt durchgegangen. Ebenso kann der PC zuhause 24 Stunden Online sein, ohne daß dies die Telefonrechnung beeinflußt.

Der "Zähler im Kopf" ist also niemals eine Zugangsbarriere zum Internet in den USA gewesen. Die Amerikaner haben also einen fast 20-jährigen Vorsprung im souveränen Umgang mit der Telekommunikationsinfrastruktur. Ein Vorsprung, der auch für die weltweite Vormachtstellung der amerikanischen Internetbenutzer mitverantwortlich ist.

Während Europa, insbesondere die EU, auf die weitere Liberalisierung im Telekommunikationsmarkt setzt, um die Tarife für die Konsumenten weiter zu senken, greift in den USA die FCC, die Federal Communication Commission, wesentlich stärker in Tarif- und Versorgungspläne der einzelnen Telekommunikationsunternehmen ein. In den USA, die gemeinhin als Paradebeispiel für liberale Marktwirtschaft gelten, greift die Politik im Bereich Infrastruktur wesentlich stärker regulierend in den Markt ein, als dies bei uns der Fall ist. So müssen Netzwerkbetreiber zum Beispiel den kostenlosen Zugang zum Internet für Schulen, Krankenhäuser, Bibliotheken oder Non-Profit-Organisationen garantieren, um überhaupt die Lizenz für ein bestimmtes Gebiet zu bekommen. Ebenso gibt es spezielle Services, die für sozial Schwache kostenlos sein müssen.

Solange im entferntesten Dorf ein kleiner Verein nicht zu denselben Bedingungen Zugang zum Internet hat wie sein Pendant in der Stadt, solange dürfte eigentlich kein verantwortlicher Politiker ruhen. Auch hier kommen die jüngsten technischen Entwicklungen, v.a. im Bereich des Festnetz-unabhängigen Zuganges den Politikern entgegen und werden eine Beschleunigung dieses Angleichungsprozesses hervorrufen. Die Versäumnisse der letzten Jahre werden jedoch noch einige Zeit nachwirken.

Computer Literacy

Bleibt als dritte Zugangsebene die Befähigung der Menschen, den technischen Zugang auch tatsächlich nutzen zu können. Diese Ebene ist vielschichtig und umfaßt sowohl die Vermittlung von grundlegenden Computerkenntnissen, die manchmal neben Lesen, Schreiben und Rechnen als die 4. Kulturtechnik bezeichnet wird, bis hin zur Vermittlung sinnstiftender Anwendungen, die sich je nach Bildungsgrad und Bildungspotential unterscheiden werden.

Die Unterscheidung zwischen den "computer literate" und den "computer illiterate", den sogenannten "digitalen Analphabeten", charakterisiert jene "digital divide", die sich zwischen den Generationen, zwischen Eltern und Kindern, zwischen Lehrer und Schüler und innerhalb bestimmter sozialer Gruppen (z.B. ältere Menschen, Hausfrauen, Jugendliche) auch zwischen Stadt und Land auftut. Hier wäre die Politik besonders gefragt, einen Zerfall der Gesellschaft und die Dequalifizierung weiter Kreise der Bevölkerung zu verhindern. Es geht nicht nur darum, die Wettbewerbsfähigkeit der jungen-dynamischen Computergeneration in den Vordergrund zu stellen, sondern so etwas wie eine nationale Aufgabe zur digitalen Alphabetisierung Österreichs auszurufen. Die Jü ngeren nehmen die Älteren mit, Schüler ihre Lehre, Kinder ihre Eltern oder Enkel ihre Großeltern. Politiker gehen mit gutem Beispiel voran und zeigen sich informiert und kompetent. Als 1993 die damals neue amerikanische Regierung mit der Initiative "The National Information Infrastructure: Agenda for Action" in die Öffentlichkeit ging und ihre "Vision" einer digitalen Zukunft für Amerika postulierte, war sich der neue Vizepräsident Al Gore nicht zu gut dafür, wie ein Wanderprediger durch das Land zu ziehen und gerade den Ärmsten und Entferntesten die Chancen und Möglichkeiten nahezubringen. Bilder von Al Gore inmitten einer Runde von Hausfrauen irgendwo in Idaho tauchen in der Erinnerung auf. Und das war nicht nur ein PR-Gag: die Wahl war bereits vorbei und Gore kennt sich mit den neuen Technologien tatsächlich aus, was seine Glaubwürdigkeit außer Frage stellte. Was sich demgegenüber unsere Politiker in holprigen und zumeist schlecht vorbereiteten Polit-Chats leisten, wird niemanden vom Nutzen dieser Technologie überzeugen.

Selbstverständlich sind alle Initiativen, auch politische Initiativen, zur Erhöhung der "computer literacy" der Bevölkerung zu begrüßen. Im Gegenteil, wir brauchen noch viel mehr Gelegenheiten, Menschen im Umgang mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien souveräner zu machen. Verstärkte Anstrengungen müssen jedoch unternommen werden, daß diese Angebote nicht zum Wettrennen um Zukunftschancen werden, die die Langsameren, Älteren, Zweifelnden etc. abschreckt und ausschließt. Gerade ländliche Regionen hätten hier einen Vorteil gegenüber städtischen Ballungsgebieten Formen kollektiven Lernens zu entwickeln und damit sogar so etwas wie erneute oder erhöhte Integration der ländlichen Bevölkerung zu erreichen.

Zugang zu den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ist also nicht nur eine Frage der Technik und des Preises. Es ist in hohem Maße eine emotional-kulturelle Frage, die bislang in Österreich viel zuwenig als solche erkannt wurde. Der "Zugang für Alle" muß ein glaubwürdiges gesellschaftspolitisches Programm werden. Information, Kommunikation, Wissen und Bildung müssen zu von allen begehrten Gütern werden. Lernen muß vom linearen und sanktionsbehafteten schulischen Lernen zu einer gesellschaftlichen Aktivität werden. Neugierig sein muß zu einer positiven Eigenschaft umdefiniert werden, Fragen müssen wichtiger als Antworten werden (vgl. Maier-Rabler, 1996).

Wenn sämtliche Ebenen des Zuganges zum Internet gewährleistet sind, erst dann kann Kritik souverän geäußert oder Abstinenz geübt werden. Leider überwiegt in jenen sozialen Gruppen in Österreich Distanz, Kritik und Angst, die - aus welchen Gründen auch immer - keinen Zugang zum Internet gefunden haben. Während sich die distanzierenden Kritiker zumeist in einer bildungsmäßig privilegierten und/oder in einer ökonomisch unabhängigen Position befinden und sich die Abstinenz sozusagen leisten können, rufen die neuen Technologien in unteren ökonomischen Schichten mit niedrigem Bildungsniveau sowie in manchen Kreisen älterer Menschen Ängste hervor. Die scheinbare Unerreichbarkeit dieser Kompetenz und das ständige Erinnert-Werden, daß sie ohne diese Kompetenz zu den Verlieren in unserer Gesellschaft gehören, läßt Aggressionen gegenüber diesen neuen Technologien entstehen.

Es ist daher die vordringliche Aufgabe der Politik durch die forcierte Schaffung dieser Zugänge - und zwar auf sämtlichen Ebenen - zum sukzessiven Verschwinden der "Digital Divide" beizutragen.

Content als Zauberwort

Neben der Forderung nach gleichberechtigtem und chancengleichem Zugang zum Internet steht die Forderung nach bzw. die Notwendigkeit von Inhalten für diese global verfügbare, jedoch lokal genutzte Kommunikationsinfrastruktur.

Selbstverständlich sieht sich die globale Medienindustrie als Hauptakteur, wenn es um die Produktion der zukünftigen Webinhalte geht. Nationale und supranationale Regierungen, wie z.B. die EU, fördern mit enormen Summen Contentproduktionen mit jeweils nationalem oder supranationalem Anstrich. Sogenannte Webportale schießen aus dem Boden - besser aus dem Netz - und konkurrieren mit anderen Webportalen vor allem mit Content. Ein Wetterbericht hier, ein Veranstaltungsanzeiger da, ein Special Newsletter dort. Content wird zu beliebig aneinanderzureihenden Modulen, um Traffic zu erzeugen, sprich Website-Besucher, und diese definieren den Preis für Banner-Werbung, der eigentlichen Cash-Cow für Portale. Die Quote bestimmt auch in Zukunft über Erfolg oder Mißerfolg von Webinhalten. Ist das Internet also auch nichts anderes als "Alter Wein in neuen Schläuchen", wie es John-Barry Barlow, einer der Netzkultur-Pioniere, bereits vor Jahren auf den Punkt gebracht hat?

Content als Chance

Von dieser Art von Content soll hier nicht die Rede sein. Vielmehr geht es um die Möglichkeit des Internets zum gleichberechtigten Anbieten von Inhalten für große und kleine Produzenten unabhängig von ihrem jeweiligen Standort. In dieser Möglichkeit zur aktiven Nutzung des Internets auch für periphere Regionen liegt eine große Chance zur Überwindung der nach wie vor vorhandenen Stadt-Land-Disparität. In gewisser Weise sind lokale Inhalte geradezu die Voraussetzung dazu. Wie bereits weiter oben gesagt, das Netz bietet eine globale Infrastruktur, die jedoch vorwiegend lokal genutzt wird. Viele lassen sich von dem globalen Kontext, in dem Internet immer wieder vorgestellt wird, abschrecken. Gerade in ländlichen Regionen fragt man sich, warum man unbedingt mit Australien kommunizieren soll oder warum man sich für die Website eines kalifornischen Fernsehsenders interessieren soll. Aber die Veranstaltungen im Nachbarort, das letzte Gemeinderatsprotokoll oder das neue Diskussionsforum der Volksschule interessieren und können von zu Hause aus jederzeit abgerufen werden.

Das bedeutet jedoch für lokale Einrichtungen eine radikale Veränderung ihrer jeweiligen Informationspolitik. Verließ man sich bislang auf traditionelle Formen der Informationsdistribution im lokalen Raum, wie z.B. Anschlagtafeln, Plakate, Aussendungen, Mundpropaganda, Hinterlegung zur Abholung, Gemeinde- oder Kirchenzeitung, so verlangt das Internet eine aktive Informationsarbeit.

Insbesondere für lokale/regionale Kultureinrichtungen bietet das Internet ganz neue Möglichkeiten für die Informationsarbeit. Zumeist ist das jedoch mit einer Bedeutungsverschiebung bisheriger Aktivitäten verbunden. Das Internet - wenn es richtig verstanden und eingesetzt wird - ist kein zusätzliches Medium zur Veranstaltungsankündigung, es verändert die Institution selbst und erweitert gleichzeitig deren Handlungsspielraum.

Auch in Zeiten des Internets bleibt es das vordringliche Ziel der Informationsarbeit von Kultureinrichtungen, die interessierte Öffentlichkeit, aber auch exakt definierte Zielgruppen über die Aktivitäten der Einrichtungen zu informieren. Termine von Veranstaltungen anzukündigen oder diverse Materialien zu verteilen. Das Internet erzeugt jedoch ein anderes Informationsverhalten. Mit statischen Ankündigungen, wie man sie auf einem Plakat findet, oder mit Kurzankü ndigungen, wie man sie für die lokale Zeitung formuliert, wird man im Internet kaum erfolgreich sein. Die hypertextuelle Struktur des Internets erlaubt und verlangt Verknüpfungen mit weiterführenden Informationen. Die Institutionen mü ssen lernen, tiefergehende Informationen über KünstlerInnen, Vortragende, Akteure anzubieten. Programmabstracts, Szenenfotos, Informationen über den Veranstaltungsort und den Veranstalter werden als Selbstverständlichkeit erwartet.

Viele Kulturinstitutionen lassen sich davon abschrecken. Dabei wird vielfach nicht bedacht, wieviel Zeit und Geld oft in die traditionelle Informationsarbeit gesteckt wird, die sich mittelfristig durch das Internet reduzieren lassen wird. (Dabei gehe ich davon aus, daß innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre die meisten relevanten Zielgruppen auf sämtlichen der weiter oben vorgestellten Zugangsebenen "connected" sein werden). Zudem entwickelt sich durch eine intensive Informationsarbeit im Netz so etwas wie ein virtuelles Gedächtnis für die Institution. Im Gegensatz zu einem Plakat, welches vom nächsten Ereignis unwiederbringlich überklebt wird oder einem Zeitungsinserat, welches bereits am nächsten Tag zum Altpapier kommt, können Internet-Inhalte zu einem Archiv ausgebaut werden, welches nicht nur der Institution intern nützlich sein kann, sondern das auch als neues und bislang unmögliches Informationsprodukt der Institution angeboten werden kann. Gerade für andere Kulturveranstalter und Kuratoren könnte es interessant sein, zum Beispiel Zugang zu sämtlichen AutorInnen zu haben, die in den letzten zwei Jahren von einem bestimmten Kulturveranstalter präsentiert wurden. Oder wie wäre es mit einer Liste sämtlicher Konzerte, die eine bestimmte Musikgruppe an einem bestimmten Ort gegeben hat? Würde es nicht Arbeit ersparen, wenn eine kleine Galerie in einem dislozierten Ort die Biografie einer Künstlerin, die sie ausstellen will, von der Website einer anderen Galerie beziehen könnte, die diese Galerie bereits frü her anderswo präsentiert hat. Die aktualisierte Biografie könnte wieder für andere Einrichtungen interessant sein.

Neben diesen zusätzlichen Informationsprodukten ermöglicht eine kontinuierliche Informationsarbeit im Internet die sukzessive "Abbildung" der Institution im Netz über die Zeit hinweg. Gerade Kulturinstitutionen sind immer wieder auf den Nachweis ihrer Aktivitäten für potentielle Geld- und Subventionsgeber angewiesen. Das virtuelle Archiv einer Institution bzw. die virtuelle Repräsentanz der Institution könnte das in Zukunft wesentlich einfacher und transparenter machen.

Und wer weiß, bei guter Informationsarbeit ist es durchaus denkbar, daß eine kleine österreichische Galerie auf dem Land bei einer globalen Suche nach einer speziellen Ausstellungsart gleichberechtigt neben dem Guggenheim-Museum gefunden wird. Und dann hätte das Internet tatsächlich den Zwang des Ortes aufgehoben.

Literatur:
Maier-Rabler, Ursula (1996). Vom Datenhighway zur Wissensinfrastruktur. In: Medienimpulse. Beiträge zur Medienpädagogik. 16/1996, S. 42-50.
Mansell, Robin (1993). The New Telecommunications. A Political Economy of Network Evolution. London: Sage

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